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Testbericht Veloreise Kärnten

Reisetesterin Brigitte Langhart unterwegs

Testbericht Veloreise Kärnten

16. bis 22. August 2020

Brigitte Langhart, unsere Reisetesterin, erkundete im Sommer 2020 auf einer Veloreise die malerischen Landschaften Kärntens. Dabei ging es für sie entlang idyllischer Seen, durch charmante Dörfer und majestätische Bergkulissen. Lassen Sie sich mitnehmen, in eine Region voller herzlicher Gastfreundschaft und einzigartiger Schönheit.

 Wie glücklich war ich am Sonntagmorgen, als ich nach dem grossen Lockdown endlich wieder einmal in einem Twerenbold Bus sitzen durfte – und in was für einem: dem goldenen Jubiläumsbus. Auf den Velotouren konnte man aus zwei Stärkeklassen wählen: gemütlich und vital oder anders ausgedrückt: kurz oder lang. Da ausser drei Gästen alle mit E-Bikes fuhren, war kaum ein Unterschied spürbar vom Tempo her. Ich wechselte täglich von Gruppe Joe zu Gruppe Roberto und hatte so einen Einblick in beide Gruppen.

1. Tag | Sonntag, 16. August: Schweiz – Villach – Faaker See

Die Stimmung im Bus am Sonntagmorgen ist fröhlich und ungezwungen. Es ist für viele der erste Urlaub nach dem grossen Lockdown und somit spürt man wirklich eine unwahrscheinliche Freude; bei den Gästen, Reiseleitern und dem Chauffeur. Die Reiseleiter Roberto, Joe und Hampi bringen das bei ihrer Vorstellung während der Fahrt auch einzeln nochmals zum Ausdruck. Chauffeur Lothar erklärt uns die aktuellen Hygienevorschriften für Österreich, so halten wir die Masken stets griffbereit.

Bei Diepoldsau verlassen wir die Schweiz und fahren bei sonnigem Wetter durch Vorarlberg. In Hohenems gibt es eine erste Kaffeepause und man sieht hier auch einmal alle Fahrgäste. Da ich erst in Wiesendangen zugestiegen bin, konnte ich die Gesichter hinter den Schutzmasken noch nicht erkennen. Gross ist deshalb die Freude, ein paar ehemalige Mitreisende der Velotour in Sardinien zu entdecken. Es ergeben sich immer wieder solche Begegnungen, denn Twerenbold hat eine überaus treue Kundschaft. Über kurvenreiche Strassen, vorbei an unzähligen bekannten Orten wie St. Anton, dem Pitztal und Ötztal geht’s Richtung Innsbruck. Lothar macht mit uns eine kurze Stadtrundfahrt und hat auch hier unzählige Informationen für uns bereit. Eine halbe Stunde später, bereits im Tirol, haben wir unsere Mittagsrast beim «Bucherwirt». Zack, zack und schon hat jeder sein Mittagsmenu auf dem Tisch. Die Portionen sind riesig und vor lauter Nichtstun sind einige von uns fast etwas überfordert.

Kitzbühel erreichen wir um rund 16 Uhr und eine Stunde später gibt es eine Kaffeepause im urchigen Gasthaus «Tauernhaus» bei Matrei im Osttirol. In der Zwischenzeit sind nun schon graue Wolken aufgezogen und etwas später klopfen Tropfen an die Busfenster. Während der Fahrt erzählt Chauffeur Lothar, der gebürtige Österreicher, mit viel Herzblut über Land und Leute seiner Heimat. Riesig ist sein Wissen! Kurz nach 19 Uhr treffen wir nach einer abwechslungsreichen Reise bei unserem Hotel in Drobollach oberhalb des Faaker Sees ein, wo wir die ganze Woche logieren werden. Im «Melcher» werden wir von der Chefin Karin charmant mit einem «Griess euch!» herzlich begrüsst und mit einem Gläschen Himbeer-Likör empfangen. Einchecken, auspacken, Nachtessen und schon geht’s in die Heia.

2. Tag | Montag, 17. August: Entlang Karnischen & Gailtaler Alpen

Pünktlich um 8.30 Uhr führt uns Lothar nach Hermagor, wo wir auf unser Bike steigen. Die meisten Gäste hatten ihr eigenes Velo mitgenommen. So muss nicht viel Zeit fürs Einstellen aufgewendet werden und es geht alsbald dem Fluss «Gail» entlang durch das gleichnamige Tal. Über meist flache, schattige Waldwege ist es sehr angenehm zum Radeln. Plötzlich ziehen dunkle Wolken auf und schwupps fängt es an zu regnen. Joe, der Leiter der gemütlichen Gruppe radelt zügig weiter, denn er weiss, nur wenige Minuten später sind wir schon beim Naturbad Vorderberg, wo wir einkehren können. Dort verweilen wir etwas länger und tatsächlich, der Regen geht, wie er gekommen ist – Glück gehabt! Der Regenschutz kann also schon wieder ungebraucht verstaut werden. Im gemässigten Tempo, sehr bequem mit E-Bikes, fahren wir zum Mittagessen nach Arnoldstein, wo wir in einer Gartenwirtschaft etwas «Kleines» essen wollen. Das junge Personal serviert spritzig und charmant. Noch ein letztes Stück der «Gail» entlang und dann biegen wir ab Richtung Faaker See. Hier ist Schluss mit Ruhe und Gemütlichkeit. Rund um den See herrscht Hochbetrieb – von Corona-Schutzmassnahmen keine Spur ... Gerne kehren wir in einer der Bars direkt am See ein – Ferienstimmung pur! Nur noch rund 4 Kilometer trennen uns bis zum Hotel Melcher. Ein kleiner letzter Aufstieg und einer wohlverdienten Dusche steht nichts mehr im Wege. Ziemlich genau 65 km haben wir heute geschafft. Bevor es zum wohlverdienten Nachtessen geht, stossen wir mit einem Apéro auf die bevorstehende Woche an.

3. Tag | Dienstag, 18. August: Faaker See – Feistritzersee – Wörthersee – Klagenfurt

Unser tolles Frühstück können wir mit Blick auf Berg und See geniessen – fantastisch! So radeln wir gestärkt vom Hotel aus Richtung St. Jakob im Rosental. Am Feistritzer Stausee machen wir eine Kaffeepause auf der sonnigen Terrasse und fahren weiter der Drau entlang – ab und zu eine kleine Steigung inbegriffen – nach Klagenfurt. Durch das Industriegebiet gelangen wir alle irgendwann in die Altstadt, wo jeder individuell seine Mittagspause verbringen kann. Etwas kritisch scheint uns das Wetter und so entscheiden die einen Gäste, mit unserem Bus zurück zum Hotel zu fahren. Die Regenwolken kommen immer näher. Aber was soll’s. Wir fahren optimistisch los. Schon nach wenigen hundert Metern werden wir zünftig verregnet. Schnell unterstehen und Regenkleidung montieren. Aber alles nur halb so schlimm – bald drückt wieder die Sonne durch. Im sehr hübschen Ort Velden fahren wir durch die sehr gepflegte Innenstadt direkt zum Bus, der uns beim Sportplatz erwartet. Joe fährt mit einer kleinen Gruppe auch noch die letzten zehn Kilometer mit dem Velo zum Hotel. So ist das heutige Velopensum fast 100 km, natürlich die meisten mit «E»-Unterstützung.

4. Tag | Mittwoch, 19. August: Sankt Veit – Ossiacher See

Mit Chauffeur Lothar fahren wir wieder pünktlich um 8.30 Uhr los. In Velden am Wörthersee darf Franz erleichtert sein repariertes Bike abholen und so geht die Busfahrt weiter nach St. Veit. Dort werden alle Räder ausgeladen. Unser Gefährt sorgt dort für Aufregung: ein Mitarbeiter aus dem Rathaus rennt aufgeregt um uns herum und schiesst mit seinem Handy Fotos. Was zur Folge hat, dass die eine Velogruppe von uns noch ins Rathaus bestellt wird. Dort werden die Twerenboldner vom Bürgermeister höchstpersönlich empfangen, sogar von einer Dame fotografisch festgehalten. Welch‘ eine Ehre. Die Velotour geht gemütlich der Glan entlang. Dieser Fluss ist eher ein Bach und somit auch besonders romantisch. Im reizenden Städtchen Feldkirchen gibt es eine Mittagpause, die jeder individuell gestaltet. In der Gartenwirtschaft brennt uns die Sonne auf den Rücken, die Wespen schwirren um unsere Köpfe und unseren Imbiss und so sind wir ganz froh, wieder auf das Velo steigen zu dürfen. Von Weitem sehen wir schon den dritten Kärntner See: den Ossiachersee. Am langgezogenen See fahren wir nun Richtung Villach, wo das letzte Teilstück hinauf zum Hotel auch per Bus gemacht werden darf. Die meisten bleiben aber unserem Joe treu und radeln auch noch die letzten 6 km mit ihm. So haben wir auch heute wieder 60 km geschafft.

5. Tag | Donnerstag, 20. August: Durch das Drautal

Der Bus bringt uns nach Lind im Drautal, das liegt mitten im Herzen Oberkärntens. Bei top Wetter fahren wir der Drau entlang. Bezaubernde Wege und nur wenige sanfte Steigungen machen diesen Teil zum komfortablen Ausflug. In Spittal, eine lebhafte Kleinstadt mit rund 16 000 Einwohnern, verbringen wir in der Nähe des Parks unsere Kaffeepause. Auf unserer Weiterfahrt spüren wir dank dem Fahrtwind und der Nähe zum Fluss gar nicht, dass es gegen rund 30 Grad warm geworden ist. Es ist gibt nichts Schöneres, als bei solchen Bedingungen die Landschaft zu erkunden. Ein ganz besonderes Erlebnis ist unsere heutige Mittagsrast in einem Bauerngasthaus, wo eine zünftige Brettjause serviert wird. Etwas forsch ist die Bedienung, entsprechend zackig werden wir aber auch bedient. Zwischen Hühnern, Hahn und Gänsen ist für ländliche Idylle gesorgt. Und weiter geht’s an der Drau bis nach Villach, wo wir uns in einem Strandcafé eine Erfrischung gönnen. Fast 70 km sind wir heute gefahren. Es sind noch weitere rund 7 km bis zum Hotel zu bewältigen, wo wir uns alsbald in Schale stürzen. Heute Abend ist ein volkstümliches Programm angesagt. Im Nebengebäude, wo sich auch die Hotelbar befindet, ist in der «Laube» ein grosszügiges Buffet mit einheimischen Produkten aufgebaut. «Alles aus der Nachbarschaft!»,  wie die Hotelchefin Karin stolz betont. Alleinunterhalter, Robert Lexer, begrüsst uns mit herzlichen Worten. Er kommt aus dem Lesachtal und sorgt für fröhliche musikalische Stimmung. Mit Inbrunst bläst er mit der Trompete seines Grossvaters ein zünftiges Medley. Chauffeur Lothar animiert die Twerenboldgäste zum Mitsingen und für eine Polonaise. Wer hätte das gedacht, dass nach einer Velotour noch so viel Energie in uns vorhanden ist!

6. Tag | Freitag, 21. August: Velden, Schifffahrt Wörthersee und Pramidenkogl

Ich bin ja gespannt, wie meine Mitstreiter sich heute fühlen – Tatsache ist, dass viele die ungezwungene Atmosphäre am Abend zuvor mit Livemusik sehr genossen haben. Aber wie vermutet: alle stehen pünktlich und fit in den Startlöchern.

An unserem letzten Tag erwartet und ein vielseitiges Programm. Zuerst besuchen wir ganz in der Nähe von Drobollach einen Waldfriedhof. Eigentlich sind wir vor allem gespannt auf die moderne Friedenshalle. Bereits die «Hülle» ist sehenswert. Aber im Innern verschlägt es uns fast die Sprache. Sakralkünstler Dietrich Wiedergut hat innerhalb von zwei Jahren ein neuzeitliches Fresco mit dem Titel «Lebenszyklus» gestaltet. Es ist konfessionsunabhängig, soll aber völkerverbindend sein. Absolut genial! Es ist mit ca. 300m² Fläche das grösste zusammenhängende Fresco. Es wurde im Jahr 2012 fertig gestellt. Nach dem halbstündigen Besuch inkl. Führung, fahren wir bei reichlich Sonnenschein Richtung Wörthersee. Es wird nun immer wärmer und so freuen wir uns über die schattenspendenden Waldwege. Leider stürzt ein Kollege wegen einer Bodenwelle auf die Strasse, so dass er verarztet werden muss. Unsere Leiter nehmen sich der Sache an und sind dankbar, dass wir auch eine gelernte Pflegerin in der Velogruppe haben. Sie weiss genau, was zu tun ist. Nach einem ersten Schock fährt die Hauptgruppe weiter und der Verletzte fährt etwas später in gemächlichem Tempo tapfer weiter, eskortiert von zwei Kollegen. In Velden endet für ihn das heutige Programm. Er soll von einem Arzt noch richtig untersucht werden – ja, dazu könnte man noch viel erzählen…

Alle Velos werden nun in den Bus verladen, denn wir verbringen den restlichen Tag relaxed am und auf dem Wörthersee. Die Mittagspause in Velden gestaltet jeder individuell in kleinen Gruppen. Pünktlich um 13.45 Uhr sollen wir uns beim neu enthüllten Roy Black-Denkmal treffen. Ohne Frage – wir sind enttäuscht, denn wir sehen absolut keine Ähnlichkeit zum Schlagersänger, der vor 20 Jahren verstorben ist. Schräg gegenüber steht das weltberühmte Schlosshotel, vor dem ausschliesslich Luxuskarossen geparkt sind. Die prominent besetzte Promenade am Wörthersee wird von Gästen auch gerne liebevoll die Karawanken-Côte d’Azur genannt. Denn schon Romy Schneider, Gunter Sachs und Sophia Loren tummelten sich am Kärntner Sommer-Hotspot, wo sich vor allem in den letzten Jahrzehnten etliche Milliardäre in Luxus-Villen niedergelassen haben.

In allen erdenklichen Grün- und Blautönen liegt der Wörthersee vor uns da – eingebettet südlich der Alpen in Kärnten und Blick auf die Karawanken an der Grenze zu Slowenien. Die Schifffahrt auf dem Wörthersee ist sensationell und aus dem Mikrophon werden wir laufend auf Sehenswürdigkeiten hingewiesen. Bei rund 30 Grad und Sonnenschein pur gleiten wir über den 17 km langen See. Nach rund zwei Stunden werden wir im Hafen von Klagenfurt von Lothar abgeholt und zum letzten Highlight von diesem Tag gefahren; zum Gipfel des Pyramidenkogels auf rund 850 m über Meer in Keutschach. Der fast 100m hohe Aussichtsturm aus Lärchenholz ist mit seinen geschwungenen Elementen ein geniales Kunstwerk. Der Lift bringt uns schnell nach oben – wer will, kann auch die Treppe mit 440 Stufen nehmen. Wer macht so etwas bei dieser Hitze? Unser Hampi natürlich! Die Rundsicht von der oberen Plattform auf die Kärntner Berg- und Seenlandschaft ist traumhaft … die Rückkehr zur «Talstation» kann man von der unteren Plattform aus auch per Rutsche in Angriff nehmen. Das hingegen muss gut überlegt sein – unsere spontanen und sagen wir mal – ziemlich übermütigen Kollegen - stürzen sich etwas gar schnell in die dunklen Rohre. Mit viel Schwung sausen sie auf einer Matte in die Tiefe und kommen bleich und mit weichen Knien bei uns an...

Das Nachtessen ist zugleich auch unser Abschiedsessen, das mit einem letzten Schlummi in der «Laube» abgerundet wird. Mit einem «Lillet Berry», den uns die Bardame Marlies gemixt hat, stosse ich mit meinen Reisebegleitern auf die vergangene aussergewöhnlich schöne Woche an mit den besten Wünschen für die weitere Zukunft.

«Scheen war’s! Olles guate – mocht´s es guat!»

7. Tag | Samstag, 22. August: Faaker See – Südtirol – Schweiz

Heimfahrt! Heute heisst es Abschied nehmen; von unseren herzlichen Gastgebern der Hotel-Pension Melcher, der Region Kärnten und vor allem von meinen wunderbaren Reisebegleitern. Bei den Veloreisen spürt man stets einen familiären, kollegialen Spirit. Die Stimmung ist etwas wehmütig, wenn man sich auch auf das Zuhause freut. Dort gibt es dann viel zu erzählen. Während der rund 10-stündigen Busfahrt mit den üblichen Ruhepausen des Chauffeurs und Biopausen der Gäste, gibt Roberto nochmals einen kurzen Rückblick auf die kurzweilige Woche. Die letzten Adressen oder Handynummern werden noch ausgetauscht, bevor sich alle drei Leiter und auch Chauffeur Lothar mit persönlichen Worten am Mikrophon verabschieden.. Die Fahrt über das Südtirol und den Brennerpass verläuft ziemlich flüssig und wir kommen frühzeitig an unseren Einsteigeorten an. «Pfiat euch!»