Testbericht E-Mountainbike Reise Insel Elba
Reisetesterin Brigitte Langhart unterwegs
6. bis 12. September 2020
Genau 40 Jahre sind es her, als ich nach meiner kaufmännischen Lehre zu meinem Sprachaufenthalt in Florenz reiste. Nach dem dreimonatigen Kurs gönnte ich mir eine Woche «Elba» – ich habe diese Zeit in wunderbarer Erinnerung und bin deshalb besonders gespannt, ob ich irgend ein Aha-Erlebnis haben werde. Mit dem E-Mountainbike bin ich zum ersten Mal unterwegs. Wie ich das wohl schaffen werde? Fahren wir auch auf Single-Trails? Ich gehöre ja auch nicht unbedingt zu den Mutigsten und blicke dieser Woche mit gemischten Gefühlen entgegen.
1. Tag | Sonntag, 6. September: Schweiz – Elba
Mit dem Zubringer gelange ich nach Rütihof und treffe dort auf meine maskierten Mitreisenden. Die Hygienevorschriften sind auch auf dieser Reise einzuhalten; bei jeglichen Rotationen im Bus: Maske auf! In Italien müssen wir die Maske sogar während der Fahrt aufbehalten. Die Fahrt via Tessin und Parma verläuft reibungslos. Deshalb erreichen wir den Hafen in Piombino früher, als geplant. Unser Tourguide, Heinz Weber, verhandelt kurzerhand mit Angestellten der Fähre und wir dürfen nun bereits auf die startklare Fähre. Nach gut einer Stunde erreichen wir um 18.30 Uhr die Insel Elba, die eigentlich gar nicht so klein ist, wie man anhand der Landkarte vermutet. Von Portoferraio aus fahren wir noch einmal rund 40 Minuten zum Hotel in Marina di Campo. Wir sind froh, endlich anzukommen. Rasch den Koffer auspacken, denn eine halbe Stunde später gibt es Nachtessen, serviert von den «maskierten» Kellnern. Was die Hygiene-Vorschriften anbelangt, sind die Italiener ganz strikte; ohne Maske geht gar nichts. So darf nur gerade zum Essen und Trinken die Maske abgenommen werden.
2. Tag | Montag, 7. September: Der Osten Elbas mit Porto Azzurro
Gut gestärkt vom Frühstück starten wir nach der halbstündigen Busfahrt unsere erste Velotour. Wir werden in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 mit Heinz sind diejenigen, die mit dem eigenen Bike fahren und somit darf angenommen werden, dass es geübte Mountainbiker sind. Die Biker der Gruppe 2 werden alle mit einem Mietvelo von Twerenbold ausgestattet und von René angeführt. Zuerst erhalten wir die nötigen Instruktionen – auch ich sitze heute zum ersten Mal auf einem «E-Fullybike». Etwas ungewöhnlich die breite Lenkstange für uns klein geratenen Personen, aber irgendwie schafft man ja alles. Wir überqueren heute Vormittag den östlichen Zipfel von Elba Richtung Magazzini. Nach einem relativ einfachen Start, wird die Strecke schon etwas schwieriger. Die supermodernen Bikes sind noch ungewohnt und die Strecke für uns Anfänger schon ziemlich anspruchsvoll. Zudem können wir auch die Fahrtechnik der anderen Biker in der Gruppe noch nicht richtig einschätzen. Immer ist wieder jemand im Weg, zu wenig schnell oder frühzeitig abgestiegen. Die schmalen Wege sind ausgefahren und mit tiefen Fahrrinnen schwierig zu meistern. Plötzlich verfängt sich ein Ast in den Velospeichen und ich fliege im hohen Bogen den Hang hinunter in die stacheligen Büsche. Aber alles verläuft ziemlich glimpflich. Vorsichtshalber stossen nun die Damen ihr Bike, wenn es wieder allzu garstig in die Tiefe geht. Oder wenn es zu steil hinauf geht und wir das Schalten verpasst haben … nun, man sieht: Es braucht am Anfang etwas Mut und Übung! Zum Glück weist uns beim mühsamen Schieben ein Kollege darauf hin, dass wir doch einfach die «Schubhilfe» am Velo nutzen sollen ... aha, schon wieder etwas gelernt!* Unser Mittagessen erhalten wir in Magazzini aufgrund dieser Verzögerungen halt etwas verspätet. Die Weiterfahrt verläuft nun etwas gemässigter, die Männer sind zwar etwas übermütig geworden und kurven nun waghalsiger um Busch und Baum. Wir Frauen sind erleichtert, als wir alle wohlbehalten in Porto Azzurro ankommen. Viele mit ein, zwei Schrammen, aber das gehöre ja dazu. Nach einer kurzen Glacé- oder Apéropause können wir mit dem Bus zum Hotel fahren. Frisch geduscht stossen wir beim Welcome-Drink auf den aufregenden Tag an und
dürfen nachher im Aussenrestaurant Pizza nach Lust und Laune schlemmen … ha, die erste Pizza ist so gross, dass wohl kaum jemand um Nachschub bitten wird! Allora – bonna Notte!
*Kennen Sie schon unsere Kennenlern-Tage E-Mountainbikes? Dieser Technikkus richtet sich an Einsteigerinnen und Einsteiger, die den sicheren Umgang mit einem E-Mountainbike vor der ersten E-Mountainbike Reise erlernen und üben möchten. So haben Sie auf der Reise mehr Fahrspass und Sicherheit! Mehr Informationen zu unseren Kennenlerntagen finden Sie hier.
3. Tag | Dienstag, 8. September: Monte Perone
Wir starten direkt vom Hotel in Marina di Campo. Wie versprochen, ist die heutige Route gemässigt und wir fahren Richtung Monte Perone auf 630 m. Es ist einfach sensationell mit einem E-Mountainbike zu fahren: vollgefedert und mit neuster Technik versehen ist der Fahrkomfort auch im unwegsamen Gebiet genial. Die breiten Reifen mit dem groben Profil erleichtern uns die Fahrt auf Geröll, Sand oder Kies enorm. Im typisch italienischen Dörfchen Poggia machen wir eine Kaffeepause, die andere Gruppe ist bereits dort, bricht aber kurze Zeit später auf. Die herrliche Aussicht auf das Mittelmeer verführt zum Fotos machen. Heute soll es kein Mittagessen unterwegs geben, denn am Nachmittag ist bei fast 30 Grad Lufttemperatur Baden angesagt. Wir fahren also hoch motiviert durch trockene, steinige Bachbeete – so motiviert, dass es wieder zu einem üblen Sturz kommt; aber rassig werden die Blessuren verarztet und weiter geht es durch riesige Pinien- und Kieferwälder, die uns wunderbaren Schatten spenden. Konzentration ist also bis am Schluss in La Pila resp. bis zum Hotel angesagt. Dort werden die Bikes umgehend in den Anhänger verladen. Bald ist die sportliche Bande in alle Ecken verstreut; die einen suchen einen Platz am Meer, die anderen tummeln sich um den Hotel-Pool. Am Abend ist individuelles Nachtessen angesagt. So kann man die vielseitige Hotelküche ausprobieren oder im Städtchen ein Restaurant aufsuchen. Entsprechende Tipps erhalten wir von unserem Gourmet Heinz.
4. Tag | Mittwoch, 9. September: Monte Calamita
Die heutige Tour starten wir in Capoliveri und umrunden resp. überqueren den Monte Calamita im Südosten der Insel. Mehrheitlich können wir ganz angenehm auf Naturstrassen fahren, Steigungen und Abfahrten meistern wir nun schon etwas lockerer. Übung macht den Meister! Am Schluss fahren wir auf der Küstenstrasse mit wunderbarem Blick aufs glitzernde Wasser. Unsere Mittagspause verbringen wir mit Blick auf das Tyrrhenische Meer und gönnen uns im hübschen Strand-Restaurant in Straccoligno ein «kleines» Mittagessen mit deutschsprechender Bedienung. Den einen Streckenabschnitt, den wir am Vormittag aufwärts geschafft haben, können wir nun auch noch abwärts testen – alles läuft glatt.
5. Tag | Donnerstag, 10. September: Westküste
Wir freuen uns auf den heutigen Tag; die Route sei nicht schwierig, sondern verlaufe hauptsächlich der Westküste der Insel Elba entlang. Gruppe René ist etwas grösser geworden. Denn bei der Gruppe Heinz steht ein anspruchsvoller Trail auf dem Programm, auf den sich nur die hartgesottenen «Jungs» wagen. Dunkle Wolken machen sich heute Morgen am Himmel breit. Beim Aufstieg nach Marciana fallen schon die ersten Tropfen und wir ziehen deshalb unsere Kaffeepause etwas vor. Aber schnell geht der Regen vorbei und wir setzen die Tour fort. René zeigt uns oberhalb des Dorfes inmitten eines Kastanienwaldes eine originelle Bergbahn oder eher eine Berg-Käfig-Bahn. Eine Fahrt damit liegt zeitlich aber nicht drin. Plötzlich reisst der Himmel auf und wir fahren wieder unter gewohnt blauem Himmel, aber auf geteerten Strassen weiter. Wir müssen stets etwas Abstand halten, da doch etliche Autos an uns vorbeisausen möchten. In Pomonte, ein kleines Dorf am Fusse des Monte Capanne machen wir Mittagspause. Es ist beruhigend in Italien, dass man hier eigentlich immer etwas Feines zum Essen bekommt und somit zufrieden wieder auf das Bike steigen kann. Ein fantastischer Küstenabschnitt erwartet uns schon bald; angenehme Auf- und Abfahrten der Küste entlang machen diese Tour zu einem sensationellen Ausflug. Der kleine Abstecher in die Altstadt von Campo di Marina rundet den Tag perfekt ab und wir kehren bereits um 15 Uhr zum Hotel zurück. Drei ganz Unternehmungslustige haben noch nicht genug und so fährt René mit ihnen nochmals von Westen her über Sant’Illario auf den Monte Perone. Von dort rasen sie nochmals dasselbe Teilstück hinunter, das wir bereits am ersten Tag gemacht hatten.
6. Tag | Freitag, 11. September: Monte Pericoli
Unsere letzte Velotour führt uns direkt vom Hotel entlang der Westseite des Monte Pericoli durch den Nationalpark Arcipelago Toscano zur Halbinsel Capo Enfola, an der Nordküste. Nach einer kurzen Pause in der Strandbar erklimmen wir die enge Küstenstrasse. Oben angelangt, realisieren wir, dass wir nur zu fünft sind – oh je – die restlichen Biker hinter uns beheben unterwegs einen «Platten». Zum Glück nichts Schlimmeres. So harren wir oben am Schatten relaxed aus, während das Bike im Tal unten souverän repariert wird. An der prallen Sonne fahren wir nun auf der Küstenstrasse nach Portoferraio. In der lebhaften Hafenstadt suchen wir uns ein nettes Lokal für unsere Mittagspause. Etwas irritiert sind wir, als unsere heutige und letzte Tour kurzerhand abgebrochen wird und wir hier im Hafen schon die Bikes verladen sollen. Die Stimmung ist etwas gedämpft aufgrund dieser Entscheidung der Leiter. Die Idee ist, dass der nun volle Veloanhänger hier im Hafen geparkt wird und der Chauffeur nur mit dem Car auf der kurvenreichen Strasse zurück zum Hotel hinauffahren muss. So verbringen wir den sonnigen Nachmittag ganz individuell, sei es am Strand, am Pool, beim Packen oder beim Shopping. Unser letztes Nachtessen im Hotel geniessen wir ganz besonders, im Wissen, dass wir uns nun schon bald voneinander verabschieden müssen. Etwas wehmütig stossen wir beim anschliessenden «Absacker» auf eine unvergessliche Mountainbike-Woche an – pardon –- E-Mountainbikewoche.
7. Tag | Samstag, 12. September: Heimreise
Früh um 6 Uhr erhalten wir unser Frühstück, ab 6.45 Uhr wird der Bus beladen und pünktlich um 7 Uhr fahren wir ab nach Portoferraio. Wir sind gespannt, ob der Veloanhänger auch wirklich noch im Hafen steht – und – sind erleichtert, dass wir also komplett auf die Fähre gehen können, wo wir nach einer stündigen Fahrt um 9 Uhr in Piombino eintreffen. In Fidenza haben wir die Möglichkeit, einheimische landwirtschaftliche Produkte wie Olivenöl, Schinken und Käse einzukaufen – aber vor allem gibt es hier eine Auswahl an Köstlichkeiten zum Mittagessen. In Bellinzona müssen wir uns schon von den ersten Kollegen verabschieden. Ja, es ist einfach so – während einer Woche lernt man sich näher kennen und erlebt viel Neues und Spannendes zusammen. So tut der Abschied immer etwas weh. Mit den Kontaktdaten in der Tasche fällt der Abschied dann doch nicht so schwer und ich bin guter Dinge, dass ich viele der Gäste irgendwo und irgendwann wiedersehen werde. In diesem Sinne – «ARRIVEDERCI et rimanete in buona salute!»