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Unterwegs mit dem E-Mountainbike

Im Südtiroler Eggental mit Franco Marvulli

Franco Marvulli, unser Veloreisen-Botschafter, berichtet von seiner ersten E-Mountainbike Reise! Vom 11. – 17.07.2021 war er im schönen Südtiroler Eggental. Seine Erlebnisse und Gedanken teilt er mit uns in seinem Reisetagebuch.

Wer war schon mal im Südtirol?

E-Mountainbike, das EM-Finale und Latemar

Reisetagebuch von Franco Marvulli

11. Juli 2021 – Tag 1: Anreise nach Obereggen

Nach einer wunderbar gemütlichen Busreise in der Königsklasse nach Obereggen, habe ich die Zeit vor dem Apéro noch genutzt, um mir bei einem Bergläufchen die Gegend etwas anzusehen.

Ich bin begeistert.

Morgen geht's dann zum ersten Mal mit dem E-Mountainbike auf die Trails.

12. Juli 2021 – Tag 2: Radmekka Südtirol

Ja es ist wirklich so, ich fahre ein E-Mountainbike! Es ist etwas schwerer als ein normales Mountainbike, doch ich habe mich für ersteres entschieden. Heisst aber nur, dass ich es fahre – nicht, dass ich es nutze. Mein Ziel war es nämlich den Akku nie einzusetzen und immer auf OFF zu haben.

Dieser Ehrgeiz machte meinen ersten Tag zu einer Challenge denn geradeaus und runter geht es ziemlich locker. Sobald es in den Dolomiten jedoch aufwärts geht, fange ich an zu schnaufen wie eine alte Dampflok. Was jedoch mein eigenes Problem ist.

Die Region rund um die Dolomiten ist traumhaft und so grün, dass andere Farben im Bild schon fast störend wirken.

Vom EM- Finale war hier im Norden Italiens nicht wirklich viel zu spüren. Zwar gewannen die Italiener gestern den Titel, doch während in Zürich ein Hupkonzert die ganze Stadt wach hielt, reagierten die Einheimischen hier ziemlich nüchtern:

«Hey Italien ist Europameister, gratuliere!»
«Na ja, wir haben den Deutschen und den Österreicher die Daumen gedrückt»

Okay, nicht gerade die Fussballregion des Landes, dafür ist hier ein wahres Radmekka.

Die heutige Tour führte uns noch näher an die Dolomiten. So nahe war ich Latemar – so heisst dieser Teil des Gebirges – noch nie. Traumhaft (ich weiss ich nutze dieses Wort oft, doch wenn es so ist, kann ich es leider nicht ändern.)

Am Karrersee (traumhaft) vorbei ging es zurück zum Hotel. Wer wollte konnte die Tour noch etwas verlängern, hoch auf 2040 m.ü.M. Fast alle wollten dabei sein, denn der Trail hinunter zum Ziel war eine wahre Freude.

FAZIT:

  • Wer Grün nicht mag ist hier am falschen Ort
  • Fussball ist hier zweitrangig
  • Die Stimmung ist fantastisch
  • Ich freue mich aufs Essen  
  • E-Bike fahren ist nicht gleich E-Bike nutzen

13. Juli 2021 – Tag 3: Szenario wie auf der Tour de France

Gestern Abend teilte ich allen Teilnehmern mit, sie sollen doch einen Rucksack mit trockenen Kleidern bereitstellen und diesen im Bus deponieren.

Das Wetter sah für heute Nachmittag nicht berauschend aus. Deshalb entschieden wir uns, nachdem wir das Wetterradar konsultierten, die Donnerstag-Etappe schon am Dienstag zu fahren.

Punkt 09.00 Uhr standen alle fahrbereit beim Bus und wir konnten pünktlich Richtung Bozen radeln. Wieso Pünktlichkeit wichtig ist? Ganz einfach – da es sowieso anfängt zu regnen, ist jede Minute die wir im Trockenen fahren eine trockene Minute mehr.

Die Geschichte mit den E-Mountainbikes hat hier einen grossen Vorteil. In normalen Gruppen (also ohne Motor) ist das Gefälle beim sportlichen Niveau meist sehr gross. Dank den verschiedenen Unterstützungsstufen, kann jeder gleich schnell fahren. Die einen auf der ECO Stufe, andere auf HIGH. Für den Guide ist das sehr angenehm, denn so herrscht eine Harmonie in der Gruppe.

Es gibt natürlich immer die eine Person, die alles aus dem Akku holen will. Doof nur, dass der irgendwann leer ist und mitten auf dem Trail, nicht gewechselt werden kann. Genau für diese Situation gibt es mich. Das Szenario glich einer Tour de France. Wenn der Leader ein technisches Problem hat, bietet der Helfer ihm sein Rad zum Weiterfahren an. Der Helfer muss sich dann selber helfen und bis zum Bus ohne Unterstützung weiterfahren. Sein Glück, mein Akku war voll. Mein Glück, bis zum Bus war es nicht mehr allzuweit.

Auf der letzten halben Stunde der Etappe öffnete Petrus seine Schleusen und zwar richtig! Ich glaube nicht, dass noch ein Tropfen in den Wolken übrig ist.
Anscheinend, machte es niemandem in der Gruppe etwas aus. Die Teilnehmer schienen sich zu freuen wie ein Kind, das vor einer Wasserpfütze steht. 

Auf der Rückfahrt zum Hotel waren alle gut drauf – weshalb?
Wir residieren in einem Sporthotel, ausgestattet mit einem gigantischen Wellnessbereich – der perfekte Abschluss nach unserem heutigen Erlebnis.

PS: jetzt wartet nur noch das Essen auf uns, dafür brauchen wir keinen Akku und keine Fitness, nur noch grossen Appetit.
 

14. Juli 2021 – Tag 4: Gute Laune trotz Regen!

Machen wir eine Zeitreise! Ich vor 20 Jahren:
«Franco, das Wetter morgen sieht ziemlich bescheiden aus.»
Ich: «Okay, dann trainieren wir morgen nicht und warten, bis sich das Wetter bessert.»

Die Situation heute:
Das Wetter sieht nicht wirklich toll aus, zwar ist es entgegen den Voraussagen am Morgen trocken, doch wir wussten alle, der Regen wird kommen.
Jeder stand am Morgen bereit und keiner beklagte sich über die Bedingungen. Alle waren sich einig: WIR WOLLEN FAHREN!

Heute freue ich mich über solche Tage, also war das Motto des Tages: Kein Wort über das schlechte Wetter zu verlieren. 

Gesagt, getan. Nach einer 20 Min Busfahrt, erreichten wir unseren Startpunkt. Motiviert stiegen alle auf ihre Räder und fuhren los.

Es war eine Frage der Zeit, denn wir alle wussten, dieser Tag wird feucht enden. Egal, denn nach 4 Tagen an denen wir nun schon zusammen unterwegs sind, darf ich stolz sagen: wir sind eine cooles Team, gleich ob Guides, Gäste oder Staff.

Das Panorama, erklärte uns Petra unsere lokale Reiseführerin, sei hinter dem Nebel wunderschön.
Unsere Sicht beschränkte sich auf Nebel.

Wir fuhren einfach durch die Natur und nahmen den feuchten Geruch des Waldes auf. Herrlich ...

Mein Akku: Die Wette des Tages war simpel, wer kommt mit dem tiefsten Akkustand im Ziel an?
Ja, ich habe meinen Akku heute gebraucht und zwar so richtig. Der Wald war mein Spielplatz, rauf und runter. Irgendwann donnerte und blitzte es um uns rum, wir waren nass bis auf die Socken, doch selbst das konnte uns die Stimmung nicht verderben.

Als die Situation nicht mehr sicher war, benachrichtigten wir unseren Busfahrer Kurt, der uns 10 Min. später auflud.

FAZIT des Tages:

  • Ein Versuch war es wert
  • Mein Akku wurde zum ersten Mal gefordert
  • Die Stimmung ist weiterhin ausgelassen
  • Niemand hat die Entscheidung heute zu starten bereut
  • Ich geniesse jede Minute, mit oder ohne Akku – das was zählt ist die Gesellschaft und die ist Spitze

PS: Morgen wartet die Königsetappe oder Königinnenetappe auf uns. Wie immer mit dem Running Gag der Woche: «Linkes Bein aufs Pedal, rechtes Bein aufs Pedal und vooollleee Pulle los!»

15. Juli 2021 - Tag 5: Die Kunst der Spontanität, plötzlich berühmt und der Humor unserer Guides.

Was macht man im Falle von strömenden Regen?
Ganz einfach, man ist spontan.

Statt im Regen zu radeln oder Trübsal zu blasen, haben wir den Vorteil lokaler Guides, eines Königklasse Buses und deshalb entschieden wir uns nach Meran zu fahren.
Petra und Luis wussten wo es trocken ist.
Bei warmen 25 Grad und Sonnenschein fuhren wir entlang der Weinroute durch Tramin, bekannt für seinen Gewürztraminer.

Beim Mittagsstop genossen wir einmal mehr die kulinarischen Genüsse der Region.
Als der Chef des Restaurants zu mir kam und sagte:
Du bist doch Marvulli, der Bahnchampion.
Wie bitte???
Hier im Südtirol erkennt mich ein älterer Herr?
Er erzählte mir, dass er selber auf der Bahn fuhr und meine Karriere verfolgte.
Cool.
Das Ende der Geschichte? Ich musste mein Essen nicht bezahlen und wurde eingeladen - Danke!

Unsere lokale Guidin bewies am Morgen Humor, sie stand mit Schwimmring und Schnorchel am Hoteleingang und sagte nur:
Lasst uns gehen, linkes Bein, rechtes Bein und volle Pulle!

Bin gespannt auf morgen.
Dann werde ich euch über Essen, Hotel und der Kunst des Kurt's erzählen.
Bis dahin geniesse ich die Zeit mit tollen Gesprächen und viel Zeit zum Relaxen.

16. Juli 2021 - Tag 6: Alles hat ein Ende  - LEIDER!

Eine weitere Reise ist zu Ende gegangen, schön nach langer Zeit wieder mal „zusammen“ eine Radreise zu erleben.
Der letzte Tag der Reise, war abgesehen vom sportlichen Aspekt, eine wahre Gaumenfreude, die Käsedegustation rief die Regionalen Spezialitäten nochmals in Erinnerung.

Das Fazit der Woche: sehr positiv!

Trotz meist schlechtem Wetter, fanden wir immer irgendwo einen Winkel im Tal in dem es trocken war.
Kulinarisch sprengte diese Reise all meine Erwartungen.
Gut essen ist in Italien nicht schwer, doch das Sporthotel Obereggen, sollte wirklich mit ein paar Sternen ausgezeichnet werden.

Landschaftlich erlebte ich so ziemlich alles was das Herz begehrt.
Von leichten Trails, über Seen, ganz nahe an den Dolomiten auf 2200M.ü.M bis runter ins Tal nach Bozen und Meran 250M.ü.M.

Technisch ist diese Tour für Einsteiger und Fortgeschrittene gut geeignet.
Dem Profi würde der richtige Adrenalinkick hier wohl eher fehlen.

Auch was die Übernachtungen angeht, waren wir im neu renovierten Hotel, bestens aufgehoben.
Unsere Reisegruppe war wie zu erwarten: Zu Beginn gleichgesinnte Fremde, nach 1-2 Tagen eine harmonische, unterhaltsame Radfamilie!

Ich frage mich nur, was mir fehlte?
Bis auf meine bessere Hälfte, die beim nächsten Mal hoffentlich dabei sein wird, kommt mir beim besten Willen nichts in den Sinn.

Ah ja genau, das E-MTB.
Ich habe die Wette gegen mich selbst verloren.
2 Tage habe ich es geschafft ohne Akku zu fahren, dann gab ich auf, dafür hatte ich richtig Spass.
Ich war ja nicht im Trainingslager, ich war auf einer Genuss-Fahrradwoche.

Falls Sie gerne Radfahren und Grün Ihre Lieblingsfarbe ist, dann buchen Sie diese Reise und lassen Sie sich im Eggental verwöhnen.
Ein ganz grosses Dankeschön geht an Kurt, unseren Königsklasse Busfahrer, immer zur Stelle, wenn man ihn brauchte (z.b. bei starkem Regen), immer gut drauf und ein Chauffeur, bei dem das Schlafen im Bus leichtfällt.

Freue mich auf die nächste Reise nach Istrien, vom 29.08 – 05.09 

Euer Twerenbold Veloreisen-Botschafter
Franco

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